Nachhaltigkeit Zero Waste Handmade Handarbeit Häkeln
Zero Waste,  Tipps & Tricks

Zero Waste: Handarbeit & Nachhaltigkeit – Teil 1 – Material & Werkzeug

Teil I: Häkelnadel & Co – Werkzeug nachhaltig einsetzen

Wußtet ihr eigentlich, dass euer DIY- und Handarbeitshobby früher oder später jeden zu einem kleinen Materialmessie macht? Ihr wisst genau, was ich meine. Ihr habt sie doch alle, diese Schränke, Schubladen, Körbe und Schachteln mit Wolle, Nadeln, Scheren, Garn und Knöpfen. Daneben die Regalmeter mit Strick- und Nähbüchern, dazwischen ausgedruckte Schnittmuster und Häkelanleitungen mit Kaffeeflecken. Wenn ihr ganz ehrlich seid, so ganz genau wisst ihr gar nicht mehr, was da so alles schlummert, oder? Aber eins wisst ihr ganz genau: „Das brauche ich! Alles!“ Denn vor allem Material und Werkzeug machen das Handarbeiten zu einer so tollen Sache. Bunte Häkelnadeln, Sticknadeln mit Herzchenkopf und vor allem Wolle, Wolle, Wolle in allen Farben und Formen – das macht so viel Spaß! Hinter der nächsten Ecke lauert ja auch schon ein neues tolles Projekt, das auf die Nadel genommen werden will.

Handarbeit + Nachhaltigkeit = ♥︎

Gleichzeitig gehört Handarbeit und DIY einfach zu einer ökologisch-nachhaltigen Lebensweise, steht für Konsumverzicht, für’s Selber machen, bietet und sucht kreative Lösungen für Minimal Waste im Alltag. Wie passt das zusammen? Ziemlich gut sogar! Wenn man ein paar einfache Tipps beherzigt und weiß worauf es zu achten gilt. In der nächsten Zeit möchten werde ich für euch all meine Besserwisserpower bündeln und euch mit meinen ultimativen Pro-Tipps für mehr Nachhaltigkeit in euer Handmadewelt versorgen. Diese Woche starte ich mit dem Thema Werkzeug. Denn bei Nadeln, Scheren und Co könnt ihr so einiges an Plastik, Müll und Geld sparen.

Während Garn und Wolle in der Regel nur einmal zum Einsatz kommen, begleitet euer Werkzeug euch (hoffentlich) eine ganze Weile. Hier gilt: Qualität vor Quantität. Ihr braucht nicht fünf Häkelnadeln in Stärke 3,5. Ihr braucht nur eine – und diese sollte lange halten und zu euch passen. Gleiches gilt für Scheren, Stick- und Wollnadeln, Maschenmarkierer, Stricknadeln usw. Gebt bei der Anschaffung lieber etwas mehr für eine gute Qualität aus, statt immer wieder neu zu kaufen, weil die Teile verschleißen oder kaputt gehen.

Tipps für die Anschaffung von Stricknadeln & Co

Vor der Anschaffung gilt: Überlegt euch genau, was ihr braucht. Um spontane (und dann doch meist sinnlose) Impulskäufe zu vermeiden, habe ich mir angewöhnt mich zu fragen, ob ich diese Sache wirklich brauche. Ich stelle mir vor, wie ich das Produkt benutze und wo ich es aufbewahren werde. Wenn mir dazu nicht sofort etwas einfällt, verzichte ich. Bin ich mir unsicher, mache ich ein Foto mit meinem Handy. Dann vergesse ich nicht, dass ich mich für das Produkt interessiert habe und wo es zu kaufen ist. Nach ein bisschen Bedenkzeit, entscheide ich, ob ich es mir anschaffe (und meist habe ich es sowieso schon vergessen, sobald ich den Laden verlassen habe 😉).


Nachhaltigkeit Handmade Handarbeit Zero Waste

Eine schöne Gedankenstütze für’s Einkaufen ist die Pyramide des nachhaltigen Konsums. Statt immer neues zu kaufen, zeigt die Pyramide, welche Alternativen es gibt und in welchem Umfang wir diese bei unserem Konsum einsetzen sollten.

Am Besten verschafft ihr euch erstmal einen Überblick darüber, welche Werkzeuge ihr bereits besitzt. Nutzt diejenigen Nadeln, Scheren usw. die für euch gut funktionieren. Was kann repariert werden? Was kann weg? Ungeliebte und ungenutzte Sachen könnt ihr verschenken oder eintauschen (z.B. in einer Givebox in euer Nähe oder in einer regionalen Tauschgruppe bei Facebook). Wenn ihr ein neues Projekt angehen wollt, könnt ihr euch das nötige Werkzeug vielleicht erstmal ausleihen. Vielleicht hat eine liebe Freundin einen Stickrahmen, ein Webset oder was auch immer ihr begehrt. Wenn es euch riesigen Spaß macht und ihr sicher dabei bleibt, könnt ihr euch eigenes Zubehör anschaffen.

Der Flohmarkt wird zur Schatzkiste

Wenn es dann ans Einkaufen geht, schaut euch erst mal auf dem Gebrauchtmarkt um. Gerade bei Werkzeugen kann man hier richtig Geld sparen. Vor allem Flohmärkte sind wahre Schatzkisten, wenn es um Handarbeitskram geht. Früher wurden viele Dinge viel wertiger hergestellt als heute und haben daher eine deutlich längere Lebensdauer. Außerdem bringen die meisten Nadeln und Scheren dort echten Vintagecharme mit. Beim nächsten Flohmarktbesuch haltet die Augen offenen nach alten Nähkisten oder Nähsets in Blechdosen. Dort finden sich echte Schätze. Auch immer gut: Omas Dachboden. Ich glaube, es gibt keine Oma ohne Handarbeitskörbchen 😊.



Neu kaufen, aber richtig!

Auch bei der Neuanschaffung, könnt ihr ein paar Kleinigkeiten beachten und schon wird es auch hier etwas nachhaltiger. Dabei geht es natürlich vor allem darum WAS ihr kauft. Aber denkt auch mal kurz über das WO nach. Denn dann folgt die ganz große Frage: Was ist ökologischer? Im Laden einkaufen oder online? Auf den ersten Blick, ganz klar im Geschäft vor Ort. Es ist immer gut den stationären Einzelhandel zu unterstützen, denn das belebt den Ort, schafft (tolle) Arbeitsplätze und ermöglicht bewussteren Konsum. Hier könnt ihr die Produkte anfassen und vielleicht sogar ausprobieren. Vor allem kleine Handarbeitsgeschäfte bieten außerdem meist die beste Beratung und man kann gleich mal einen netten Schnack abhalten 😊.

Aber (ja, es gibt ein „aber“), wenn ihr euch für diese eine Stricknadel ins Auto setzt und ein paar Kilometer zu eben diesem Laden fahrt, ist eure Ökobilanz gleich gar nicht mehr so gut. Dann kann es bei speziellem Material manchmal sinnvoll sein diese online zu bestellen. Aber ihr müsst nicht immer gleich beim großen Riesen mit A bestellen. Viele kleinere Ketten und Geschäfte betreiben Onlineshops. Eine Bestellung dort bietet zwar nicht den oben genannten „netten Schnack“, aber unterstützt den Einzelhandel. Eventuell findet ihr sogar auch einen Laden in eurer Region mit eigenem Onlineangebot. Dann ist der Postweg nicht ganz so lang. Nach einer kleinen Recherche findet ihr sicherlich den Onlineshop eures Vertrauens, der euch lange Zeit treue Dienste leisten kann. (Achtung jetzt kommt ein bisschen Werbung!) Da ich in Münster wohne, ist meine liebste Adresse das kleine Handarbeits-Studio Lenzing in Lengerich mit riesigem Onlinesortiment.

Online einkaufen geht auch regional

Regionale oder nationale Anbieter haben außerdem den Vorteil, dass ihr euch auf die nötigen Zertifikate (z.B. TÜV, CE-Zeichen, FSC-Siegel etc.) verlassen könnt. Zudem müssen euch die Verkäufer über Inhaltsstoffe und Grundmaterialien informieren. Vor allem Onlinehändler in Asien bieten eine schlechte oder gar keine Informationspolitik und Siegel werden oft gefälscht. Außerdem gelten hier nicht die Regelungen zur Produktsicherheit, die Händler in der EU und Deutschland einhalten müssen.

Meine Bezugsquellen habe ich außerdem nach Art der Um- und Versandverpackung ausgewählt. Onlinehändler, die drei Häkelnadeln in zwei Meter Luftpolsterfolie einwickeln, fliegen ganz fix von der Liste.


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Nachhaltig ist nicht gleich teurer

Ist das Wo geklärt, kümmern wir uns um das Was. Hier gilt: Geiz ist gar nicht geil. Gebt lieber ein paar Euro mehr aus. Am Ende kommt euch das billiger, denn gutes Werkzeug hält auch länger und ihr müsst nicht ständig neues anschaffen. Hier alle Tipps auf einen Blick:

★ Achtet bei der Anschaffung auf hochwertige und nachhaltige Materialien

★ Verzichtet so gut wie möglich auf Plastik oder Werkzeug mit Plastikanteilen (gilt auch bei der Verpackung)

Häkel*- und Stricknadeln* aus Holz (z.B. Bambus) oder Metall sind stabiler und nachhaltiger, als solche aus Plastik

Scheren* aus Metall (z.B: Edelstahl) sind bei richtiger Pflege langlebig. Verzichtet auf solche mit Plastikgriff. Dieser kann einbrechen und wird mit der Zeit „speckig“

Stecknadeln* müssen keinen Plastikkopf haben. Diese brechen außerdem gerne ab und dann ist die Nadel hin. Nehmt welche komplett aus Metall* oder mit Holzköpfchen.

Maschenmarkier gibt es ebenfalls aus Metall. Alternativ leisten hier auch Sicherheitsnadeln* gute Dienste.

Werkzeuge richtig pflegen und aufbewahren

Nachdem ihr euch dann das richtige Werkzeug angeschafft habt, gilt es nun gut dafür zu sorgen. Denn so habt ihr lange was davon. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für eure Handarbeits-Skills. Mit einer Häkelnadel, die euch schon lange begleitet, werden ihr schnell routinierter und erzielt tolle Ergebnisse bei euren wolligen Projekten. Hier sind ein paar Ideen für Aufbewahrung, Einsatz und Pflege euerer Schätzchen:

Aufbewahrung

★ Lagert Werkzeug mit Holz- und Metallteilen an einem trockenen Ort z.B. in einem Handarbeitskästchen* aus Holz. So könnt ihr Rost und Verfärbungen vorbeugen.

Kleinteile, wie z.B. Nadeln können ihr gut in Aludosen mit Magnet* lagern. Dann gehen sie auch nicht so schnell verloren.

Einsatz

Scheren sollten nur für ein Material eingesetzt werden. Schneidet Wolle mit der Wollschere, Stoff mit der Stoffschere, Papier mit der Papierschere usw. Sonst wird die Schere schnell stumpf.

Pflege

★ Auch Häkel- und Stricknadel brauchen Liebe und Zuwendung. Metallteile können ab zu mal etwas aufpoliert werden. Unbehandelte Holzteile können mit einem (winzigen) Klecks Holzöl behandelt werden, damit sie nicht splittern.

Scheren, die stumpf geworden sind, könnt ihr mit dem Messerschleifer schärfen. Oder ihr schaut ob es in euer Gegend einen Scherenschleifer gibt. Schon für kleine Geld wird hier eine alte Schere wieder wie neu gezaubert.

★ Außerdem könnt ihr hin und wieder einen kleinen Tropfen Öl auf die Scherenöse geben.

Gut Ding will Weile haben

Ich bin inzwischen super zufrieden mit meinem Zubehör und Werkzeug. Aber das kam auch nicht von heute auf morgen. Ich habe viel ausprobiert, recherchiert und gelesen. Ihr müsst also nicht jetzt gleich und sofort alles ganz perfekt, plastikfrei, ökologisch-wertvoll und schicki zusammen haben. Eine schöne Handarbeitsaustattung entsteht am besten nach und nach. So ist jedes Teil ein geliebtes Helferlein.

Lasst mir gerne eure ultimativen Öko-Pro-Tipps in den Kommentaren da.

Im nächsten Teil der Reihe rund um Nachhaltigkeit und Handarbeit beschäftige ich mich mit dem Thema Material. Und das heißt hier natürlich Wolle, Wolle, Wolle! Habt ihr Fragen zum nachhaltigen Einsatz von Garn & Co, dann immer gerne her damit. Ich werde versuchen gute Antworten auf alle Unklarheiten zu finden. Und jetzt heißt es: Besserwissermodus off und Häkelnadel on!


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3 Comments

  • Jutta

    Hallo Inga,
    danke für den feinen Artikel. Ich häkel auch sehr viel. Decken, Kissen, Polsterschoner, Amigurumi. Gestrickt habe ich zuletzt einen RVO Raglan Pulli. Dabei habe ich immer Probleme mit der Aufteilung der Maschen. Zumeist mache ich es zu groß weil ich fürchte der Kopf passt nicht rein. Krieg das irgendwie nicht hin.
    Zu deinem kommenden Artikel ‚Material‘ wollte ich anmerken, dass ich neulich total geschockt war was die Bauern in Australien mit ihren Schafen anstellen um Merino Wolle zu bekommen. Bitte gehe in deinem Artikel darauf ein. Ich finde wir sollten alle auf diese Wolle verzichten solange sie aus Australien kommt.
    Münster kenne ich gut. Habe dort auch Familie.

    Freue mich auf den nächsten Artikel. Viel Erfolg erstmal.

    Gruß aus Irland!
    Jutta

    • Inga Line

      Hallo Jutta,
      beim Klamotten häkeln und stricken tue ich mich auch immer schwer. Meist bleiben die halbfertigen Teile dann liegen… 🙄 Ich weiß schon, welche Behandlungen der Schafe du meinst. Ich habe bei meinen Recherchen echt fiese Sachen gelesen. Es wird auf jeden Fall mit einfließen. Und auch wie du erkennst welche Wolle tierleidfrei ist.

  • Monika Esterl

    Vielen Dank für diesen Artikel zum Thema Zero Waste und Handarbeit. Es trifft sich gut, denn ich habe seit langer Zeit vor, mir ein paar Sachen selbst zu stricken. Es ist ein sehr guter Tipp, dass ich mir bei einem neuen Projekt das nötige Werkzeug erstmal ausleihen kann.

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